Jeder kennt Formulierungen wie: "Zwischen den Jahren werde ich mich mal so richtig entspannen." Doch was bedeutet das eigentlich, "zwischen den Jahren"? Ist nicht das eine Jahr am 31. Dezember zu Ende? Und beginnt nicht im direkten Anschluss das neue Jahr, nämlich am 1. Januar?

 

Nicht direkt. Die kirchlichen Festtage sehen nämlich vor, dass der Zeitraum vom 25. Dezember bis zum 6. Januar - die zwölf Weihnachtstage oder auch "Rauhnächte" - eine besondere Ruhezeit sein soll. Diese Ruhezeit mag von vielen nicht als jahreszugehörig betrachtet werden.

 

Die Herkunft des Begriffes "Rauhnächte" ist umstritten. Eine der Ansichten führt das Wort auf die mittelhochdeutsche Vokabel "rûch" zurück, die "haarig" bedeutet, ein anderer Begriff für Pelzwaren. Dieser Begriff bezöge sich auf in Fell gekleidete Dämonen, die in den entsprechenden Nächten ihr Unwesen treiben oder auch auf das Rindvieh.

 

Eine andere Herleitung geht von der traditionellen Beräucherung

 

 

der Ställe durch einen Priester  oder den Hofbauern aus. Davon berichteten Johannes Böhm und Sebastian Franck bereits im 16. Jahrhundert: „Die zwolff naecht zwischen Weihenacht und Heyligen drey Künig tag ist kein hauß das nit all tag weiroch rauch in yr herberg mache / für alle teüfel gespenst vnd zauberey“.

 

Naheliegend ist auch die Erklärung, dass das Jahr bis zur gregorianischen Kalenderreform am 6. Januar begann. Das vorherige Jahr endete bis zu dieser Reform allerdings schon am 24. Dezember, also an Heiligabend.

 

Die Umwälzungen benötigten etwas Anlaufzeit und wurden nicht in allen Regionen gleichzeitig in die Tat umgesetzt. So ergab sich als Übergangslösung die Formulierung "zwischen den Jahren".

 

Als sei das nicht genug, gibt es noch zahlreiche weitere Möglichkeiten. Da wäre zum Beispiel die Differenz zwischen dem Sonnenkalender, der sich nach unserem gregorianischen Kalender richtet, und dem Mondkalender. Sie beträgt nämlich ebenfalls zwölf beziehungsweise 13 Tage.

 

 

 

 

Damit das Jahr auf seine 364 oder 365 Tage kommt, werden auch heute noch die sogenannten "Epagomene" dazwischen geschoben - "Fülltage" wenn man so will. Der Schwebezeitraum ist auch in anderen Ländern bekannt.

 

In Dänemark heißt er "juletylvten", in der Schweiz "Altjahrswoche", in Norwegen "romjul" bzw. "Nachweihnachtswoche" (27.12.-31.12.) und in England "boxing week" (von "boxing day", der englischen Bezeichnung für den 2. Weihnachtstag).

 

Wie man die Zeit der Stille auch nennen mag, ihr kommt eine besondere Bedeutung zu. Das Innehalten nach einem anstrengenden Jahr spielt dabei eine genau so tragende Rolle wie die Vorbereitung auf die nächsten zwölf Monate.

 

"Zwischen den Jahren" ist eine Zeit der Besinnung und der Ruhe, eine Zeit, in der alles stillsteht. Bei aller Liebe zu Terminplanern und Kalendern sind auch solche Pausen von höchster Wichtigkeit.

 

 

Autorin: Sabine Wegner

 

 

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