Dass in der Geschäftswelt jedes noch so kleine Detail von psychologisch bedeutender Relevanz sein kann, ist uns allen bewusst. Unsere Unterschrift ist da keine Ausnahme und sagt viel über ihren Inhaber aus. Kein Wunder, dass das Unterschreiben wichtiger Dokumente zu einer regelrechten Show avanciert ist.

 

Das geht sogar so weit, dass sich die Signatur zu einem Statussymbol gemausert hat – schließlich kostet das Erarbeiten und Erlernen einer professionellen und ausgeklügelten Unterschrift heutzutage meist mehrere Tausend Euro. Dass diese Entwicklung in einer Zeit stattfindet, in der vermeintlich kaum noch jemand mit der Hand schreibt, ist kein Zufall.

 

Unterschrift als Statussymbol

 

Gerade in Zeiten, in denen wir nur noch digital zu existieren scheinen, wünschen wir uns haptische Präsenz, wie sie zum Beispiel eine Unterschrift vermittelt. Das fängt schon beim Schreibgerät an: Je besser es in der Hand liegt, desto leichter fällt der Schwung bei der Signatur.

 

 

 

 

Um richtig zu unterschreiben, braucht es aber nicht unbedingt einen Füller. Wichtig ist, dass die Unterschrift nicht zu schmal daherkommt, denn das sieht schnell mickrig aus. Darüber hinaus sollte die Tinte leicht fließen, denn Unterbrechungen stören das Gesamtbild.

 

Haptische
Verbindlichkeit statt Pixel

 

Was das eigentliche Unterschreiben betrifft, so gleicht es einer Reviermarkierung. „Achtung, hier unterschreibe ich“, signalisieren wir unserem Gegenüber. Wer zu viel weiße Fläche übrig lässt, verhält sich unter Umständen zu zurückhaltend und erobert sein Territorium nur unzureichend.

 

Damit eine Unterschrift den richtigen Eindruck hinterlässt, sollte sie nicht zu kantig aussehen, sondern ausladend und schwungvoll. Kleines Gekrakel wirkt schnell aggressiv und die psychologische Wirkung der Handschrift sollte hier nicht als Nebensache abgetan werden.

 

Ebenfalls entscheidend ist das

 

 

Ende der Unterschrift. Verläuft der letzte Schnörkel ins Leere, entsteht schnell der Eindruck von nicht zu Ende gebrachten Tätigkeiten, Ausdruckslosigkeit oder gar Unentschlossenheit. Setzen wir einen bewusst gewählten Schlusspunkt, wird deutlich: Der Unterschreibende ist der Entscheidungsträger und weiß genau, was er bestätigt hat.

 

Papier und Handschrift

 

Phänomene wie die Handschrift in der Geschäftswelt zeigen uns, dass sowohl das analoge Schreiben als auch der Werkstoff Papier keinesfalls an Bedeutung verloren, sondern eher gewonnen haben, da sie durch die zunehmende Digitalisierung anders wahrgenommen werden.

 

So stehen Handschrift und Papier in der Datenflut für eine besondere Wertschätzung und für Exklusivität. Das bedeutet nicht, dass es nicht auch digitale Statussymbole geben kann – Papier wirkt jedoch stets verbindlicher und wertiger als Nullen und Einsen.

 

Autor: Richard Kastner

 

 

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