Die Kommunikation der Zukunft basiert auf digitalen Tools – Papier wird sukzessive überflüssig, so lautete der Tenor. Eine Vision, die mittlerweile verjährt ist und wie wir heute wissen, an der Realität vorbei prognostiziert war. Das Gegenteil ist der Fall.

 

Die Gründe sind nachvollziehbar und liegen auf der Hand. Denn Papier erfüllt Funktionen, bei denen auch virtuelle .docs passen müssen. Ein Thema, mit dem wir uns in unseren Blogs entsprechend immer wieder beschäftigen.

 

Homo Hapticus

 

Zum kurzen Überblick nur einige der Hauptaspekte: Als Homo Hapticus lernt der Mensch von Kindesbeinen an, die Objekte der Welt unter Einsatz der Hände zu spüren, zu begreifen und zu handhaben.

 

Ob materielle Eigenschaften oder die Qualitäten einer sozialen Beziehung – der haptische Sinn aktiviert tieferes Verständnis, seine Erfahrungen prägen sich nachhaltig ein und werden später schon unbewusst wachgerufen.

 

Ein Leben lang bewerten wir das, was wir (er)fassen können, als real und glaubhaft. Berührung spielt uns Sicherheit in die Hände und löst je nach Empfindungsqualität viele Emotionen mehr aus.

 

Der so genannte Autotelic Touch – die Lust an der Berührung – wird im Sozialisationsprozess zwar gedämpft: „Nicht(s) anfassen!“, aber sie bleibt zeitlebens virulent.

 

Papier boomt: Update Papierverbrauch Deutschland

 

Laut Papieratlas 2015  verbraucht jeder Bundesbürger jährlich knapp 250 Kilogramm Papier. Mit Blick auf statistische Daten der

 

 

Vergangenheit zeigt sich ein stetiger Anstieg: 1970 waren es noch 126 kg, 1990 bereits 194 kg, im Jahr 2000 kletterte der Papierkonsum auf 233 kg. Kein Zweifel: Papier boomt!

 

Die Gesamtbilanz: In Deutschland werden pro Jahr rund 22 Mio. Tonnen Papier genutzt.

 

Dabei entfallen die weitaus größten Anteile auf Verpackungen mit 47 Prozent sowie Druck und Presse, die bei 40 Prozent liegen. Den Rest teilen sich Hygienepapier (8 Prozent) und Technisches Papier (5 Prozent).

 

Grünes Papier
auf dem Vormarsch

 

Wie der aktuelle Papieratlas ebenfalls dokumentiert, steigt auch der Einsatz von Recyclingpapier glücklicherweise kontinuierlich. Denn grünes Papier ist zumindest derzeit noch die einzige konstruktive Antwort auf die Verprassung des wertvollen Rohstoffs Holz und den ungebrochenen Papierboom.

 

Deutschlands Kommunen erzielten 2015 einen Rekordanteil von84,3 Prozent Altpapier im Schnitt.

 

Weiterer Lichtblick: Deutschlands Papier produzierende Industrie zählt zu den Vorreitern beim Einsatz von Altpapier: Bereits 2013 wurden rund 74 Prozent bzw. 16 Mio. Tonnen Altpapier verarbeitet.

 

Pro nachhaltiges Papier

 

Nur eine Beispielrechnung für die positiven Auswirkungen nachhalti-gen Papiereinsatzes: Würde Deutschlands Finanzbranche konsequent auf Recyclingpapier wechseln, könnte damit der jährliche Stromverbrauch einer Großstadt wie Kassel eingespart werden.

 

 

Dabei punktet insbesondere der „Blaue Engel“, denn Papier mit diesem Siegel wird ausschließlich aus Altpapier hergestellt. Für seine Produktion werden bis zu 60 Prozent weniger Energie und bis zu 70 Prozent weniger Wasser benötigt.

 

Das Bewusstsein für die Notwendigkeit grüner Papierproduktion wächst mittlerweile auch auf Konsumentenseite, wie beispielsweise eine Online-Umfrage unter Studenten belegt, die von der Initiative Pro Recyclingpapier in Kooperation mit dem Hochschulmagazin Audimax durchgeführt wurde.

 

Einige Kernergebnisse: 52 Prozent der Befragten bewerteten den Einsatz von Altpapier als wichtig und 31 Prozent als sehr wichtig. Allerdings mangelt es nach wie vor an Transparenz, fast die Hälfte der Befragten (46%) kann nicht einschätzen, ob an ihrer Uni Frischfaser- oder Recyclingpapier verwendet wird.

 

Mit Blick auf die freie Wirtschaft unterstreicht Detlef Raphael, Beigeordneter des Deutschen Städtetages für Umwelt und Wirtschaft, dass es auch in der freien Wirtschaft noch viel Potential für die Nutzung von Recyclingpaper gibt.

 

In der papierverarbeitenden Industrie gibt es darüber hinaus noch vielversprechende wie aufsehenerregende Lösungen zur Papiergewinnung aus ökologischen Abfallprodukten, um dem Papierboom auch auf eine grüne Praxisbasis beizugesellen. Diesem Themenkomplex wollen wir uns im nächsten Blogbeitrag widmen.

 

 

Autor: Richard Kastner

 

 

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