Papier ist nicht nur ein Werkstoff, sondern auch ein Wertstoff.

 

Nicht nur deshalb ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Wäldern unabdingbar, denn sie spenden die Fasern, aus denen später Briefumschläge, Bücher, Kalender oder Zeitungen entstehen. Doch sind wir im Jahr 2015 bereits so weit, dass wir Holz tatsächlich nachhaltig verarbeiten?

 

Im Gegenteil: Vielerorts wird immer noch Raubbau an der Natur betrieben - nicht nur in den Tropen, sondern auch in anderen Urwäldern. Dabei haben viele Länder die nachhaltige Forstwirtschaft bereits zum Gesetz erhoben.

 

Da wäre zum Beispiel die Holzhandelsverordnung der europäischen Union, die den Import einer Reihe von Produkten aus illegal geschlagenem Holz verbietet.

 

Der WWF zeigte sich aber skeptisch und beauftragte die TU Darmstadt mit einer Studie, bei der 144 Papierprodukte analysiert wurden. Ganze 18% enthielten illegales Tropenholz. Der Verdacht der "Holzwäsche" liegt nahe: So werden die verbotenen Tropenhölzer einfach mit den erlaubten Sorten vermischt, damit niemand Verdacht schöpft.

 

Strukturelle Probleme im Holzhandel

 

In Zeiten der Globalisierung gehen derartige Verwässerungsprozesse oft unter. So wissen die meisten

EU-Hersteller im Grunde gar nicht mehr so genau, welches Holz in ihren Produkten verarbeitet wird.

 

Das Problem ist systematischer Natur: Laut europäischer Handelsverordnung darf kein illegales Holz in die EU eingeführt werden. Welches Holz jedoch illegal ist, entscheiden die Herkunftsländer.

 

Deutsche Papierhersteller beziehen ihre Produkte oft aus China, weil das die Produktionskosten drastisch senkt. Unter anderem deshalb hat sich China zum wichtigsten Zellstoffimporteur der Welt gemausert - außerdem zum insgesamt zweitwichtigsten ausländischen Buchproduzenten für Deutschland.

 

Den für die Papierherstellung benötigten Zellstoff bezieht China wiederum aus Indonesien, einem Land, dessen Urwaldabholzung seit Jahren in der Kritik steht. So schützt China sich vor der Abholzung der eigenen Wälder. In Indonesien wird hingegen ein unvergleichlicher Raubbau am eigenen Land betrieben.

 

Die verbotenen Holzanteile aufzudecken ist mitunter schwierig, vor allem deshalb, weil sie den legalen Quellen nur in geringen Mengen beigefügt werden. So ist die TU Darmstadt nur eines von wenigen Laboren weltweit, die überhaupt dazu in der Lage sind, derartig geringe Mengen Tropenholz auszumachen

- je nach Hersteller sind es 7-35%.

 

Illegales Papier als Klimakiller

 

Es geht bei der illegalen Holzbeschaffung mitnichten nur um den geringeren Preis in der Anschaffung, denn die Unterschiede sind vor allem qualitativer Natur. Tropenhölzer sind teilweise wetterfest und weniger anfällig für Schimmel- und Pilzbefall, als es bei heimischen Hölzern der Fall ist. Es wird also nicht nur beim Einkauf, sondern auch beim Transport und der weiteren Verarbeitung gespart.

 

Die Folgen sind fatal. Eine Studie der Vereinten Nationen und Interpol besagt, dass 17% der weltweiten CO2-Emissionen auf die globale Entwaldung tropischer Regenwälder  zurückzuführen sind - mehr als Autos, Schiffe und Flugzeuge zusammen verursachen. Schätzungen zufolge stammen 30% des global gehandelten Holzes aus illegalen Quellen. In manchen Tropenregionen soll der Wert sogar bei 50-90% liegen.

 

Dieser Raubbau führt nicht zur Verschlimmerung des weltweiten Treibhauseffektes, sondern er nimmt ganzen Völkern und Tierarten ihren Lebensraum. Wo Kurzfristigkeit regiert, wird die Langfristigkeit außer Acht gelassen und vermeintlich lukrative Wirtschaftsfaktoren entwickeln sich auf lange Sicht zu einem Alptraum. Die Rettung liegt nahe - der Weg in Richtung transparenter Nachhaltigkeit.

 

Autorin: Sabine Wegner

 

 

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