Empathie ist eine der Grundlagen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. So wird das fehlende Gefühl für die Empfindungen anderer gar als soziale Inkompetenz bezeichnet. Wissenschaftler haben nun festgestellt, dass der Tastsinn einen Einfluss auf unser empathisches Empfinden hat.
In der neuen Haptik-Studie wurden den Teilnehmern Fragen zum Sozialverhalten gestellt. Die Besonderheit: Im Vorfeld wurde für die eine Hälfte der Probanden ein vermeintlich zufällig platziertes Stück Sandpapier bereitgelegt, während die Vergleichsgruppe ohne diesen haptischen Reiz auskommen musste.
Die Teilnehmer, die das Stück Sandpapier vor der Befragung in der Hand hielten, zeigten später messbar mehr Empathie – insbesondere für leidende Mitmenschen. Bei den Vergleichskandidaten, die nicht mit dem Stück Sandpapier in Berührung gekommen waren, stellten die Forscher ein niedrigeres Empathielevel fest.
Die ausführenden Wissenschaftler haben eine Erklärung für das
abweichende Ergebnis. So ist die Berührung des Sandpapiers eine unangenehme Erfahrung für unseren Tastsinn, die mit einer impliziten Botschaft verbunden ist. Diese wiederum wird von unserem Gehirn decodiert.
Dass der Werkstoff Papier auf besondere Weise mit unserem Gehirn kommuniziert, ist kein Novum. So steht das Öffnen einer Faltkarte für das Annehmen der darin enthaltenen Botschaft. Papier mit einer rauen Oberfläche eignet sich hingegen für harte Verhandlungen und besonders verbindliche Botschaften.
Sandpapier sensibilisiert wiederum für die beschwerlichen Situationen des Lebens. Durch die sehr raue Oberfläche werden die abstrakten negativen Gefühle regelrecht greifbar und vermitteln dem Benutzer durch die Berührung eine unbewusste Vorstellung vom Leid anderer.
Das Ergebnis der Studie zeigt deutlich, wie eng das Körperliche und das Geistig-Emotionale miteinander verbunden sind, und wirft die Frage auf, ob Empathie überhaupt ein rein psychisches
Phänomen ist, wenn physische Erlebnisse nachweislich einen Einfluss auf unsere mentalen Empfindungen haben.
Die Studie verdeutlich außerdem, wie unbewusst wir viele Aspekte unserer Umwelt wahrnehmen und dass wir oft gar nicht so genau wissen, auf welcher Grundlage unsere Einstellungen und Verhaltensweisen fußen. Es führte zum Beispiel keiner der Probanden das Ergebnis auf das Sandpapier zurück.
Dieser unterbewusste Einfluss macht Papier noch immer zu einem wichtigen Markenbotschafter, denn haptische Erlebnisse werden uns vom Internet verwehrt. Der Einfluss auf das Angebot ist positiv. Ob für ein Mailing, ein Notizbuch oder eine Verpackung: Es gibt kaum ein Papier, das es nicht gibt.
Autor: Richard Kastner
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