Manche Inhalte lesen wir digital, andere lieber in gedruckter Form. Erfolgreich sind schließlich beide Publikationsformen, wenn auch in jeweils unterschiedlichen Bereichen. Doch wann lesen wir lieber Printformate wie Bücher, die Zeitung oder Kataloge und wo greifen wir lieber zum Smartphone, zum Tablet oder zum E-Reader?

 

Offline- und Online-
Medien im Wechselspiel

 

Möchte man den scheinbaren Dualismus der Offline- und Online-Medien auf einen Leitsatz herunterbrechen, könnte man es so formulieren: Schnell zu konsumierende Informationen funktionieren in digitaler Form besser, tiefere Inhalte in analoger Form.

 

So passen Nachrichtenmeldungen, Eventberichterstattung und Rezensionen besser ins World Wide Web, während Reportagen, Interviews, Feuilletonistisches und Literarisches vor allem in Papierform für ein vertiefendes Lektüreerlebnis sorgen. Inhalte, die wir mit Hilfe haptischer Medien lesen, verankern sich stärker und dauerhafter in unserem Gedächtnis.

 

In der Kommunikation verhält es sich ähnlich: Möchten wir unserer Verabredung bloß Bescheid geben, dass wir uns um fünf Minuten verspäten, werden wir kaum Briefpapier und Füllfederhalter zücken. Geht es aber um einen Geburtstagsgruß, der nicht nur seinen Zweck erfüllen, sondern auch Wertschätzung ausdrücken soll, werden wir wohl mehr verschicken als eine WhatsApp-Nachricht.

Schneller Informa-
tionskonsum im Web

 

Das Lesen digitaler Inhalte entspricht dem schnellen Informationskonsum und ist mit Fast Food vergleichbar: Es ist kostengünstig, geht schnell und liefert zielorientiert das, was wir suchen. Nämlich entweder Information ohne Umwege oder schnelle Unterhaltung. Diese digitale Hast nehmen wir allerdings auch psychisch wahr und empfinden sie mehr und mehr als – Stress.

 

Online-Inhalte sind gezielt auf den schnellen Konsum ausgelegt, ähnlich wie Fast-Food-Restaurants so eingerichtet sind, dass wir uns zwar wohlfühlen, aber nicht zu wohl. Je schneller die Kunden ihren Burger essen, desto schneller ist der Tisch nämlich wieder frei, damit der nächste Kunde bedient werden kann.

 

Online-Publisher verfolgen ein ganz ähnliches Interesse, denn ein Leser, der lange bei einem Artikel verharrt, generiert keine Klicks – diese sind aber nötig, um die Online-Inhalte zu monetarisieren.

 

Greifbare Inhalte

 

Der Entschleunigungsfaktor Papier ähnelt hingegen einem 3-Gänge-Menü, das zu Genuss und Ruhe einlädt, uns nicht von Seite zu Seite hetzt und für ein sinnliches Leseerlebnis steht.

 

Darüber hinaus macht das Offline-Medium Print die Inhalte greifbar, während die digitalen Inhalte der Online-Medien Teil eines großen, abstrakten Netzwerks zu sein scheinen, das wir allenfalls von außen beobachten, aber

 

 

keinesfalls berühren können.

 

Als papierverarbeitende Unternehmer wissen wir um die sinnlichen Eigenschaften unseres Werkstoffs und auch wissen wir um die Tatsache, dass analog Gelesenes besser haften bleibt und wir uns später besser an Gedrucktes erinnern können.

 

Die Zukunft von Papier

 

Wir sind der festen Überzeugung, dass die Zukunft des Papiers eine stabile ist. Nicht nur wegen seiner hervorragenden multisensorischen Eigenschaften und der Ansprache all unserer Sinne, sondern auch, weil Papier Inhalte aufwertet, während Online-Formate eher an die schnelle Verwertung gebunden sind.

 

Das ist auch der gesellschaftliche Humus, auf dem die Zukunft analoger Bücher und von Kalendern jeglicher Art, von Notizbüchern, Tagebüchern, Schreibblöcken und Haftnotizen, kurzum von Papierprodukten jeglicher Couleur angesiedelt ist.

 

Offline- Medien vs. Online-Medien? Eine zunehmend als falsch empfundene Zuspitzung, denn die beiden Kanäle samt ihrer Formate ergänzen sich eher als dass sie sich ausschließen. Für die schnelle Informationsadaption sind die Online-Medien und Plattformen wie geschaffen.

 

Ein Cheeseburger hier und dort bringt uns schließlich nicht um – aber wer möchte schon auf Dauer von Fast Food leben müssen?

 

 

Autor: Richard Kastner

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