Der Boom analoger Produkte verbindet sich zusehends auch mit der digitalen Welt, ablesbar nicht nur am zunehmenden Wechsel-spiel von Offline- und Online-Medien. Jetzt zieht es den japanischen Hightech-Konzern Nintendo back to the roots.

 

Bei seinem neusten Coup Nintendo „Labo“ greift die Japaner in ganz besonderer Weise auf den Werkstoff Papier zurück, eine Reminiszenz an die Unternehmens-anfänge, die kaum noch jemand kennt.

 

Nintendo gelingt die Synthese von Papier und Hightech

 

Dem Vorreiter der digitalisierten Spielwelt und inzwischen wieder maßgeblicher Trendsetter im Reich der Spielkonsolen und Videospiele scheint mit seiner neusten Kreation die Synthese von analoger und digitaler (Spiele-)Welt, von Papier und Hightech zu gelingen.

 

Die Erfolgsgeschichte des japanischen Konzerns begann bereits 1889 mit der Herstellung von handgefertigten Spielkarten, deren Papiermaterial ebenfalls vom Unternehmen selbst hergestellt wurde.

 

Der Siegeszug mobiler Computerspiele

 

Die fruchtbarste Blütezeit bescherte Nintendo allerdings die Neuorientierung auf Spiele für den heimischen Fernseher und Computer in den 70er Jahren. Der globale Durchbruch gelang mit heute schon legendären Figuren wie „Super Mario“ oder „Donkey Kong“. 1989 brachte Nintendo den Gameboy und das Spiel „Tetris“ auf den Markt – der Siegeszug mobiler Computerspiele startete ...

 

Erst im vergangenen Jahrzehnt begann der Umsatzriese zu schwächeln. Zwar landeten die japanischen Spielemacher 2006 mit der Wii und ihrer  Bewegungssteuerung noch einen weiteren Verkaufsschlager, doch die Konkurrenz schlief nicht und überflügelte Nintendo mit Modellen, die bei der Gamer-Fangemeinde besser ankamen.

 

 

Weiterer Dämpfer: Das Smartphone erblickte das Licht der Welt und mit ihm unzählige (fast) kostenfreie Spiele.

 

Switch to Core Games

 

Bereits in Interviews zum 125jährigen Jubiläum von Nintendo im Jahr 2014 betonte Shigeru Miyamoto, Erfinder von Mario, dass man sich zukünftig wieder auf die Core-Spieler, die echten Gamer statt Gelegenheits-spieler, konzentrieren wolle.

 

Jedoch bedeutet das wohl nicht, die technischen Möglichkeiten noch weiter hochzuschrauben bzw. in die Virtual Reality abzutauchen. 2017 launchte Nintendo mit Switch  die weltweit erste mobile TV-Konsole, „einen eher schwach-brüstigen Handheld/Konsolen-Hybrid“, der zur Überraschung der Fachwelt allerdings zum Verkaufsschlager avancierte.

 

Laut Nintendo wurden in Deutschland bisher über 600.000 Switch-Konsolen verkauft – eine Menge, mit der die Verkaufszahlen aller anderen Konsolen des Herstellers überrundet wurden.

 

HighTech trifft Pappe

 

Anfang 2018 zündet das Kommunikationsmanagement des Spiele-Konzerns den nächsten Überraschungs-Coup. Am 27. April soll die neue Produktlinie Nintendo Labo in den Markt eingeführt werden. Die Kernidee: Die Labo-Bausätze laden zum Basteln von interaktiven Papp-Spielzeugen ein, die mit der Switch-Konsole und ihrem Controller verlinkt werden können - die Synthese von Papier und Hightech.

 

Als primäre Zielgruppe bieten sich Eltern und Kinder an. Denn Basteln mit Papier ist längst wieder angesagt, nicht nur beim Nachwuchs.

 

Zudem hat sich herumgesprochen, dass haptische Interaktion, die die Feinmotorik schult, das Lernen und die Kreativität beflügelt. Der Spielmodus weckt zudem positive Emotionen, was wiederum die Aufnahmefähigkeit erhöht.

Mehr Spielfreude –
weniger Plastikmüll

 

Zum Launch von Nintendo Labo sind zwei Sets als Synthese von Papier und Hightech angekündigt: Das Multi-Set umfasst fünf Spielkameraden aus Pappe bzw. Toy-Cons, denen die Switch interaktives Leben einhaucht. Beispielsweise gibt es einen Bausatz für ein Klavier mit 14 Tasten, komplett aus Kartonmaterial. Die Verbindung zu Switch entlockt dem Instrument dann Töne, ob der Spieler selbst die Tasten bedient oder vorinstallierte Lieder aktiviert. Weitere Toy-Cons: die Lenkstange für ein Motorrad, RC-Autos, ein Haus, eine Angel.

 

Das zweite Paket beinhaltet einen Toy-Con-Roboter, dessen Hülle ebenfalls aus Pappe gebastelt wird. An Rucksack und Visier sind Joy-Cons eingesetzt, über die der Roboter auf dem Switch-Screen  gesteuert werden kann.

 

On Top soll es ein Design-Paket geben mit Zubehör wie Schablonen, Stickern, farbigen Klebebändern, und natürlich können die Papp-Kameraden auch mit Buntstiften bemalt werden – weiterer Vorschub für die Ausbildung feinmotorischer Fähigkeiten, die auch das kognitive Leistungsvermögen erweitern.

 

Mit Blick auf die weiter aufbrandende Analog-Revival-Welle trifft Nintendo Labo den Zeitgeist, und auch Switch wird profitieren. Nicht zuletzt unterstützt die Verbindung des traditionellen Werkstoffs Papier mit Software auch ökologische Erfordernisse: weniger Plastikmüll, dafür mehr recyclingfähiges Material und natürlich auch Spielfreude durch die Synthese von Papier und Hightech.

 

Sollte der erhoffte kommerzielle Erfolg ausbleiben, profitiert mindestens der Nachhaltigkeitsreport des Konzerns.

 

 

Autor: Richard Kastner

 

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