Sssssst – schepper – binggg: Das putzige Kerlchen, schätzungsweise sieben Jahre alt, strahlt von einem Segelohr zum anderen. Mit gesenktem Blick kauert es in einem Fenstersitzplatz der S11, die Augäpfel bereits seit einer halben Stunde festgesogen am Screen seines Smartphones.

 

Allmählich nerven die ewig gleichen Töne. „Tschuldigung, geht’s vielleicht ein bisschen leiser?“ Die Mutter des Jungen schaut kurz verärgert hoch, auch sie versunken in monotones Zeigefinger-Getippe, dreht sich nach rechts: „Schalt das Spiel auf stumm.“ „Nö, wieso?“

 

Glücklicherweise nähert sich die S-Bahn meinem Ziel. Während ich an der Tür warte, schweift mein Blick noch mal nach rechts und links. Bis auf einen Jugendlichen, der seine Nase in ein Buch steckt (Danke für den Hoffnungsschimmer!), ist fast jeder mit seinem digitalen Begleiter beschäftigt.

 

Als ich an der bevölkerten Haltestelle aussteige – das gleiche Panorama ...

 

Babysitter digitale Droge

 

Ob Eltern oder ältere Geschwister – die Dauernutzung des Handys wird vorgelebt. Kein Wunder, wenn die Jüngsten solange krähen, bis sie das blinkende Wunderins-trument selbst in Händen halten.

 

Warum sich dabei Suchttendenzen entwickeln, wird auch längst z.B. von Psychologen analysiert – ihre Erklärungen betreffen allerdings nicht nur die Kids.

 

Beziehungspflege und Bestätigung durch andere haben sich in einem hohe Maße in Social-Media-Kanäle verlagert. Wie tragfähig „Freundschaften“ sind, deren Basis die flüchtige virtuelle Welt darstellt, ist eine andere Frage.

 

Im Social Web ballen sich nicht nur all die Info-Partikel, vorzugsweise aus der Peer-Group, sondern im digitalen Space wird auch das Selbstwertgefühl gefüttert, hoffentlich! Denn ein Tag ohne Likes wirkt wie ein Stimmungsdämpfer.

dem Spiegel erklärt: „Aus der Hirnforschung wissen wir, dass das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert wird, wenn Menschen Likes bekommen. Das fühlt sich gut an. Und das, was sich gut anfühlt, wiederhole ich gerne im Alltag. So kommen Kinder schnell auf die digitale Droge drauf und bleiben oft hängen.“

 

Während Facebook, Instagram & Co. sozialen Druck aufbauen, ist die weiter wachsende Flut der Handyspiele darauf angelegt, die User möglichst lange zu fesseln. Natürlich geht es auch hier darum, Punkte fürs Selbstwertgefühl zu sammeln. Und das Belohnungs-system schreit nach mehr ... Nur bedingt eine Altersfrage.

 

Folgen der Smartphone-Exzesse

 

Welche Auswirkungen die Dauernutzung der digitalen Tools hat, entwickelt sich zu einem expandierenden Forschungs-gebiet.

 

Der bekannte Hirnforscher Manfred Spitzer konstatiert beispielsweise folgende psychische Veränderungen: verringerte Lernfähigkeit, Abstumpfung, Depression.

 

Zu den weiteren negativen Folgen zählen u. a. ausufernder Narziss-mus (Der Selfie-Kult spricht Bände.), die Frustrationstoleranz schmilzt, statt sich Herausfor-derungen zu stellen, duckt man ab – man denke auch an all die Pärchen, die noch beim Date im Restaurant handinieren und per SMS oder WhatsApp ihre Beziehung beenden.

 

Darüber hinaus trägt das Dauer-bombardement mit Infohappen (häufig so relevant wie ein Pickel am Knie) und zerstückeltem Wissen weder zur Lese- noch Schreibkompetenz bei.

 

Als Long Read gilt heute bereits ein Umfang von rund 3.000 Zeichen, knapp eine Din-A-4-Seite. Zwar zeichnet sich der Nachwuchs durch Kompetenzen in der Digitalisierung aus, doch wenn er seine Kenntnisse in schlüssiger Form zu Papier bringen soll, ist der Flow vorbei.

 

Analoge Alternativen

 

Last not least leiden auch die (fein)motorischen Fähigkeiten. Unvergessen der Tag, an dem mein Neffe mit gerade einmal zehn Jahren vom Orthopäden die Diagnose erhielt: Nackenver-steifung und -entzündung, verantwortlich auch für seinen Tinnitus. Auslöser: chronisch verkrampfte Sitzhaltung dank Dauernutzung von Spielekonsole und Smartphone seit dem 5. Lebensjahr.

 

Nicht nur Christian Montag rät, den Handy- und Online-Konsum zu reglementieren. Beispielsweise auf eine Stunde täglich, und zwar erst dann, wenn alle wichtigen Aufgaben des Tages erfüllt sind. Auch das nicht nur eine Richtlinie für Kids, zumal der Vorbild-charakter der Großen besonders wichtig ist.

 

Um motorische, soziale und auch kognitive Fähigkeiten zu stärken, empfehlen sich in erster Linie analoge Alternativen: z.B. Frischluft tanken, sich bewegen, sportliche und musikalische Hobbys pflegen, mit anderen spielen und toben, basteln, handwerken, zeichnen, malen und lesen!

 

Lieber Papiertiger
als Handy-Affe

 

Als Liebhaber des analogen Mediums Papier empfehlen die Mitglieder der AG Zukunft natürlich auch, die Handschrift nicht zu vernachlässigen, denn sie fördert u. a. die Konzentra-tionsfähigkeit, Verständnis-prozesse, kreativen Flow und Feinmotorik.

 

Ob Notizbücher, haptische Kalender oder Haftnotizen – wir bieten Ihnen eine reichhaltige Auswahl für qualitativ hochwertige Nutzobjekte aus Papier inklusive vielfältiger Möglichkeiten der werblichen Veredelung.

 

Vor dem skizzierten Hintergrund auch ein wertvoller Beitrag, die Balance zwischen digitalen und analogen Medien auszutarieren und den Großen ihren Vorbildcharakter zu erleichtern.

 

 

Autor: Richard Kastner

 

 

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