Die älteren Semester haben sie nie aus den Augen verloren, während die jüngeren Generationen sie gerade wieder entdecken: die Wirkung unserer Handschrift. So sind es zwar vor allem die Grand Seigneurs und Madames in Deutschlands Chef-Etagen, die auf edle Füller, ledergebundene Notizbücher und hölzerne Schreibtische setzen.
Doch auch unter Jugendlichen erleben hochwertige Büroartikel einen zweiten Frühling, ob aus Leder, Stoff oder aus Upcycling-Materialien. Die meist mit Hingabe hergestellten Produkte strahlen nicht nur eine besondere Eleganz aus, sondern sie vermitteln dem Geschäftspartner eine gewisse Wertigkeit, die in der modernen und immer schnelllebigeren Geschäftswelt besonders geschätzt wird.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Persönliche wieder an Wert gewonnen hat. Wenn sich ein Absender die Mühe macht, einen Stift zur Hand zu nehmen, statt nur eine E-Mail zu schreiben, fühlt sich der Empfänger besonders und gewertschätzt – selbst wenn es sich nur um wenige Sätze handelt. Es sind eben die kleinen Dinge, die große Freude bereiten.
Auch Deutschlands DAX-Chefs setzen auf ihre Handschrift – nämlich um ihren Firmenrundbriefen,
Betriebszeitungen und Geschäftsberichten eine persönliche Note zu verleihen. Dabei kommt es natürlich nicht nur auf das „ob“ an, sondern auch auf das „wie“.
So sollte ein Manager nicht zu klein unterschreiben. Mit einer großen und ausladenden Unterschrift zeigt er deutlich, wer der Herr im Haus ist. Auch die Wahl der Farbe spielt eine große Rolle. Rote Anschriften wirken schnell aggressiv, während ein freundliches Blau deutlich positiver und aufgeschlossener wahrgenommen wird.
Selbst das Schreibgerät ist von größter Wichtigkeit. Filzstifte wirken beispielsweise billig, während ein Bleistift der Handschrift nicht genügend Nachdruck verleiht. Auch Kugelschreiber eignen sich nicht und werden als hektisch wahrgenommen. Ein hochwertiger Füller mit breiter Füllfeder verleiht einer Unterschrift hingegen genau den richtigen Ausdruck.
Doch was, wenn man zwar zum guten Manager taugt, ansonsten aber mit einer Sauklaue schreibt? Die erste Möglichkeit: Übung macht den Meister. Ein eigens angelegtes Notizbuch kann als Trainingscamp dienen: Wer jeden Tag eine Seite mit Gedanken füllt, entwickelt eine ansehnliche und vertrauenswürdige Handschrift und vermeidet langfristig ständige
Neubeginne. So hat Papier zwar den Vorteil, dass es von höherer Qualität ist als eine E-Mail. Es bringt aber auch den Nachteil mit sich, dass man nicht einfach die Delete-Taste drücken kann, wenn man einen Fehler begangen hat.
Es ist also sinnvoll, sich zunächst Gedanken über das eigene Schreibvorhaben zu machen. Dadurch wird das Gehirn angeregt, speichert Informationen schneller und merkt sich diese automatisch.
Um die eigene Handschrift zu verschönern, hilft tägliches Praktizieren. Darüber hinaus kann man Tricks entwickeln. Ist beispielsweise bekannt, dass die eigene Schreibschrift unruhig wirkt, sollte man es bei Druckbuchstaben belassen. Neigt man hingegen dazu, kursiv zu schreiben, hilft es vielleicht das Blatt in einen anderen Winkel zu drehen.
Die eigene Handschrift ist nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung, sondern auch ein Spiegel der Persönlichkeit. Sie gibt uns die Möglichkeit, unser Gegenüber besser kennenzulernen. Dies ist in Zeiten der Hektik und Digitalisierung von besonderer Wichtigkeit, denn nie war es nötiger, einen zuverlässigen Eindruck von unseren Mitmenschen zu erhalten – ganz besonders in der Geschäftswelt.
Autorin: Sabine Wegner
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