Der Kalender gehört zu den ältesten Helfern der Menschheit, auch wenn er zu Beginn „Jahrweiser“ genannt wurde, eine Bezeichnung, die treffender kaum sein könnte. So waren nicht nur die Jahreszeiten, sowie astronomische Zyklen schon damals von größter Wichtigkeit, sondern auch Tierwanderungen und Klimaschwankungen.

 

Der heute gängige Begriff „Kalender“ entstammt hingegen dem lateinischen Wort „Calendarium“, das übersetzt etwa „Schuldbuch“ bedeutet. Dabei handelte es sich um ein Nachschlagewerk der sogenannten „Kalendae“, also der jeweils ersten Tage der antiken Monate. An diesen Tagen galt es, Darlehen auszuzahlen und Zinsforderungen einzutreiben.

 

In der Gegenwart gibt es die unterschiedlichsten Kalendersysteme - der gebräuchlichste ist allerdings der gregorianische Kalender, der nach Papst Gregor XIII. benannt wurde. Eingeführt wurde er, weil der damals verwendete julianische Kalender Fehler aufwies, die unter anderem die zunehmend fehlerhafte Datierung des christlichen Osterfestes mit sich brachten.

 

Das liegt vor allem daran, dass der unregelmäßige Ablauf eines Kalenders damals noch nicht mit einberechnet wurde. So benötigt ein Sonnenkalender zum Beispiel alle vier Jahre einen zusätzlichen Tag. Im gregorianischen Kalender füllt der 29. Februar diese Lücke. Ein Mondkalender hingegen, muss zwischen einer Monatslänge von 29 und 30 Tagen variieren, da der

 

Abstand zwischen zwei gleichen Mondphasen etwa 29,5 Tage beträgt.

 

Kalender – unverzichtbare Haushaltshilfe

 

Besonders bedeutende Züge nimmt die Geschichte des Kalenders ab der frühen Neuzeit an, denn ab 1600 waren die Alltagshelfer in praktisch jedem Haushalt zu finden – sogar bereits in der handlichen Größe von 16x20 Zentimetern. Damals waren die Kalenderhefte noch zweigeteilt in ein Kalendarium und ein astrologisches Prognostikum.

 

Auch das Kalendarium war in zwei Bereiche unterteilt: Links fanden sich die Monatstabellen, Wetterprognosen und die sogenannten astrologischen „Erwählungen“. Bei letzteren handelt es sich um Empfehlungen bezüglich der astrologischen Deutungen der Planetenaspekte. Wann ist die richtige Zeit zum Schlagen des Bauholzes? Wann sollten die Haare geschnitten werden? Welcher Monat ist der richtige für den damals noch gängigen Aderlass? Auf diese und andere Fragen wussten die Erwählungen eine Antwort.

 

Auf der rechten Seite des Kalendariums fand sich ein freier Bereich, der vom Kalenderbesitzer beschrieben werden konnte, weshalb auch damals schon von Schreibkalendern die Rede war. Dort konnte der Käufer des Heftes eigene Gedanken und Notizen verewigen und natürlich auch eventuelle Termine eintragen.

 

Das Prognostikum widmete sich astrologischen Mutmaßungen und

 

behandelte Themen, wie: „Von den Jahreszeiten“, „Von den Monaten“, „Von den Finsternissen“, „Von Krieg und Frieden“ oder „Von Frucht- und Unfruchtbarkeit des Ackerbodens“. Außerdem streuten Kalendermacher oder historische Quellen ein, die dem Beweis der astrologischen Deutung dienen sollten.

 

Dieser Glaube an die Planeten und Sterne hielt sich nicht ewig und bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts versuchten die Kalendermacher, den Aberglauben aus ihren Werken zu verdrängen – der Beginn einer rationaleren und wissenschaftlicheren Ära.

 

Ohne Terminplanung geht es nicht

 

Heute nutzen wir eine Vielzahl von Kalendern: Jahreskalender, Monatskalender, Bildkalender, 3-Tages-Kalender, Hausaufgabenkalender, Schwangerschaftskalender, Bürokalender oder auch ganz individuell gestaltete, die wir mit Familienfotos und wichtigen Geburtstagen schmücken. Einige haben Unterhaltungswert, andere einen rein praktischen.

 

Eines haben sie alle gemein, ob heute oder vor 400 Jahren: Kalender sind unverzichtbare Wegbegleiter. Zwar haben Mondphasen und Tierwanderungen in der heutigen öffentlichen Wahrnehmung meist ihre Bedeutung verloren – ein Leben ohne Terminplanung ist in unserer schnelllebigen Welt aber unvorstellbar. 


Autorin: Sabine Wegner

 

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